Die Medien und Nana Mouskouri In der Mitte des Jahres 1961 tauchte der Name Nana Mouskouri in Deutschland zuerst im "Blätterwald" auf. Der Auslöser dafür waren die XI. Internationalen Filmfestspiele. "Eine etwas schüchterne junge Dame lächelt bereitwilligst in die Kamera. Und keiner der Passanten, die zufällig vorbeigehen, käme auf die Idee, daß er in diesem freundlichen, braunlockigen Geschöpf Griechenlands Spitzen-Schlagerstar vor sich hat. Nana Mouskouri war, wenn überhaupt, bisher nur als Stimme in Deutschland bekannt. Auf dem Festival der Mittelmeerländer hat sie im vergangenen Herbst in Barcelona den ersten Preis als beste Schlagerinterpretin verliehen bekommen.Dabei hat die junge Sängerin aus Athen ursprünglich ganz andere Ambitionen gehabt. Am Konservatorium hat sie klassische Musik studiert. Die Opernbühne war ihr Traum von jeher. Aber dann kam eben alles anders. Sie lief dem griechischen Komponisten Manos Hadjidakis über den. Weg, dem Manne, von dem man nicht so recht weiß, was ihm mehr Popularität eingetragen hat: seine in vielen Konzertsälen gespielten Musikstücke oder sein Schlager "Sonntags nie". Er überredete Nana Mouskouri, es doch einmal mit einer einschmeichelnden, leichten Melodie für eine Schall- plattenaufnahme zu versuchen. Nana ließ sich überreden; die Platte wurde ein Erfolg. Und die Athener Oper ist seitdem um eine Hoffnung ärmer. Denn die junge Sängerin hat sich seit dieser Zeit dem Schlagerrhythmus verschrieben. Bei den Athener Festspielen vertritt sie heute gerade die leichte Muse. Ob ihr der Wechsel nicht doch manchmal leid tut? Nein, sie schüttelt entschieden den Kopf. Für Nana Mouskouri ist das eine genau so Musik wie das andere. Die Hauptsache ist, sie darf überhaupt singen. Und das tut sie nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch in Englisch und Französisch. Von übermorgen an versucht sie es sogar deutsch. Ihre Freunde behaupten, sie sei besonders sprachbe- gabt. Der griechische Konsul in Berlin berichtet bei dieser Gele- genheit von seiner ersten Begegnung mit der Sängerin, die damals in Athen gerade englische Schlager vortrug. Und zwar mit so unverkennbar typischem Akzent, daß der aus englischsprachi- gen Gebieten zurückkehrende Diplomat seine Hand dafür ins Feuer gelegt hätte, einen britischen Gast auf der Bühne zu hören. LH." (Tagesspiegel, Berlin, 2. Juli 1961)Zwischen den Künstlern, ihren Fans und den Medien besteht eine enge Symbiose. Alle brauchen die Nachrichten wie die Luft zum Atmen: Die Künstler für ihre public relations, die Fans, um Informationen über ihre Idole zu erhalten und mittels der Medien- produkte ihre "Schatztruhen" füllen zu können. Die Medien müssen ihrer Verpflichtung zur Information der Bevölkerung nachkommen und möchten damit Geld verdienen. Dafür werden dann alle nur möglichen Anlässe genutzt. Und besonders ungewöhnliche Ereig- nisse sind herzlich willkommen und werden liebend gern angenom- men und präsentiert.So erschien unter dem Titel "Junge Berlinerin ist drei Tage zu Gast bei Schlagersängerin Nana Mouskouri - sie fährt "Gratis nach Athen" - in der Berliner Zeit der folgende Beitrag:"Glück muß man haben. Wie die 30jährige Berlinerin Waltrut R. aus Reinickendorf. Für drei Tage wird sie nach Athen fliegen und dort Gast der bekannten Schlagersängerin Nana Mouskouri sein. Die Traumreise verdankt Waltraut R. ihrem Mann. Er schenkte ihr nämlich kürzlich die Schallplatte "Weiße Rosen aus Athen". Nicht ahnend, daß es mit dieser Schallplatte etwas ganz Besonderes auf sich hatte. In den Hamburger Studios der Schallplatten- firma war man aus Anlaß der Herstellung der 500.000. "Weiße Rose" nämlich auf den nicht alltäglichen Gedanken gekommen: man hatte eine sympathische Stimme in den Schlagertext eingeblendet. Diese kündigte der erstaunten Zuhörerin an, daß sie gratis drei Tage nach Athen fahren könne. Waltraut R. fiel beinahe vom Stuhl, als sie von ihrem Glück erfuhr. Im übrigen hatte die Platte des Produzenten recht unruhige Wochen bereitet. Seit Oktober war sie nämlich spurlos verschwunden. Und in Hamburg befürchtete man schon, daß sie eventuell in Texas wieder auftauchen könnte. Das wäre ein teurer Spaß geworden. Um so erfreuter war man jetzt, zu hören, daß die "Weißen Rosen" in Berlin gelandet sind. I.R ...". (BZ, 15. Januar 1962)Mit dem Einstieg der "Weißen Rosen ..." in die Hitlisten verstärkte sich Nana Mouskouris Medienpräsenz ganz wesentlich und der Presse folgten Rundfunk und Fernsehen. Mit Beginn des Jahres 1962 lagen ihr Medien buchstäblich zu Füßen. Das zeigt der links stehende Beitrag ganz nach- drücklich, Die Ursache dafür waren nicht nur in ihren Titeln sondern auch und vor allem in ihrer Person zu suchen. Bravo Nr. 33 von 1961 Bravo Nr. 52 von 1961 BZ vom 31. Januar 1962 (Fortsetzungsreihe) Foto: Stéphane Robert Bravo Nr. 42 von 1962